Wenn Hefepilze Luftballons aufpusten
Stellt Euch vor, Hefepilze würden Partys feiern. Auf der Gästeliste für so ein pilziges Zusammentreffen stünden dann vielleicht der Steinpilz, die Stinkmorchel und der Schimmelpilz. Bevor es mit der Party losgeht, müsste die Hefe natürlich einiges für ihre Gäste vorbereiten. Pizza und Kuchen zu backen ist natürlich kein Problem für einen Hefepilz, wie Ihr sicher schon wisst. Aber kann sie auch Luftballons aufpusten?
Gut, wir geben ja zu, dass Pilze eher selten Partys feiern (außer vielleicht der ein oder andere Schimmelpilz in der Brotdose, die über die Sommerferien im Schulranzen vergessen wurde…), aber Luftballons aufpusten kann so ein Hefewürfel aus dem Supermarkt tatsächlich! Glaubt Ihr nicht? Mit dem folgenden Experiment könnt Ihr ganz einfach zu Hause einen Luftballon vom Hefepilz aufpusten lassen und ganz nebenbei lernen, warum Pilze keine Pflanzen sind.
Was passiert denn eigentlich während unserem kleinen Experiment? Wie kann man Hefe in der Küche verwenden und lebt sie eigentlich nach dem Backen noch? Und warum sind Pilze eigentlich keine Pflanzen? Hier kommt Ihr direkt zu unserem Hintergrundwissen!
Geeignet für Altersgruppe: Kinder von 6 bis 12 Jahren unter Aufsicht eines Erwachsenen
Besonders interessant für: Pilzfreund*innen, Nachwuchsforscher*innen und Hobbybäcker*innen
Dauer: ca. 1 Stunde
Gebraucht wird:
Ein Würfel Hefe oder 2 Päckchen Trockenhefe
Ein Luftballon
Eine kleine Glasflasche (250 - 500ml) mit schmaler Öffnung
Ein Teelöffel Zucker
Lauwarmes Wasser (ein Drittel der Glasflasche)
Ein Teelöffel
Ein Trichter (optional)
Ablauf
Schritt 1:
Luftballon vorbereiten
Pustet den Luftballon einmal auf und lasst die Luft wieder heraus, damit er etwas gedehnt wird.
Schritt 2:
Hefe und Zucker in die Flasche geben
Wenn Ihr einen Hefewürfel habt, dann zerkleinert ihn mit den Fingern und gebt die Hefekrümel in die Flasche. Wenn Ihr Trockenhefe verwendet, könnt Ihr diese einfach aus dem Tütchen in die Flasche füllen.
Zu der Hefe gebt Ihr jetzt noch einen Teelöffel Zucker. Noch ein kleiner Tipp: Mithilfe eines Trichters geht das Befüllen der Flasche einfacher.
Schritt 3:
Im lauwarmen Wasser schwenken
Als Nächstes gebt Ihr so viel lauwarmes Wasser in die Flasche, dass diese etwa zu einem Drittel gefüllt ist. Hefe mag kein zu heißes Wasser. Als Faustregel kann man sagen, dass das Wasser etwa die Temperatur haben sollte, die Ihr beim Händewaschen angenehm findet. Danach schwenkt Ihr die Flasche vorsichtig mit offenem Deckel, damit sich die Hefe und der Zucker im Wasser lösen.
Schritt 4:
Luftballon auf Flaschenhals befestigen
Jetzt müsst Ihr nur noch den Luftballon über den Flaschenhals stülpen.
Dabei sollte die Haut der Luftballonöffnung fest am Flaschenhals sitzen.
Schritt 5:
Warten und Beobachten
Ab jetzt müsst Ihr nur noch etwas warten (ca. 30 - 45 min), bis sich der Ballon füllt.
An einem warmen Ort, z.B. in der Nähe einer Heizung, fühlt sich die Hefe besonders wohl und arbeitet schneller.
Es ist spannend zu sehen, wie die Hefe es schafft, den Luftballon aufzublasen. Aber wie macht sie das überhaupt? Das erklären wir Euch hier! Außerdem gibt es noch einige interessante Fakten über Pilze und Hefe!
Warum funktioniert das?
Die Hefe hat den Zucker gegessen. Dabei ist ein Gas als Abfallprodukt entstanden.
Dieses Gas heißt Kohlenstoffdioxid (CO2) - Ihr kennt es vielleicht als die Zutat, die für die Blasen im Mineralwasser verantwortlich ist. Da das Gas Kohlenstoffdioxid mehr Platz in der Flasche benötigt als der Feststoff Zucker, hat sich der Luftballon ausgedehnt.
Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht, wo dieses Kohlenstoffdioxid plötzlich herkommt.
Vereinfacht kann man sagen, dass dieses Gas aus dem Zucker und zum Teil aus dem Sauerstoff entstanden ist. Sauerstoff ist in der Luft um Euch herum enthalten und auch Ihr braucht ihn zum Atmen.
Da in der Flasche aber nur wenig Sauerstoff enthalten war, hat der Hefepilz vor allem über Gärung und nicht durch Atmung Kohlenstoffdioxid gebildet. Gären kann der Hefepilz nämlich ziemlich gut - viel besser als wir Menschen. Diese Spezialfähigkeit der Hefe macht man sich zum Beispiel beim Bierbrauen zunutze, denn als Abfallprodukt der Gärung entsteht Alkohol.
Ihr könnt Euch also merken, dass die Hefe zwei Überlebensstrategien hat: entweder lebt sie mit Sauerstoff (aerob) oder ohne Sauerstoff mithilfe von Gärung (anaerob).
Bei beiden Prozessen entsteht Kohlenstoffdioxid.
Pilze sind keine Pflanzen
Pflanzen brauchen zum Leben Kohlenstoffdioxid, Wasser, Nährstoffe und Sonnenlicht (Energie). Sie nutzen also das Gas zum Leben, das Menschen, Tiere und auch Pilze ständig von sich geben. Damit entsteht ein Kreislauf, in dem Pflanzen Sauerstoff produzieren und Tiere und Pilze Kohlenstoffdioxid. Deswegen ist die Ernährungsweise von Pilzen eher mit der von Tieren vergleichbar. Sie sind aber weder Tiere noch Pflanzen und bilden ihr eigenes, unglaublich vielfältiges Reich in der Natur.
Ihr könnt es Euch vielleicht auch so merken: Pflanzen sind meist grün, weil sie mit dem grünen Farbstoff Chlorophyll Sonnenenergie “ernten”. Pilze sind eher selten grün, weil sie das Sonnenlicht nicht zur Energiegewinnung nutzen können: diese Arbeit lassen sie - genau wie Tiere - von den Pflanzen erledigen. Aber Achtung: Alleine auf das Merkmal “grüne Farbe” sollte man sich nicht verlassen, wenn man beurteilen will, ob ein Lebewesen Sonnenlicht als Energiequelle nutzen kann. Es gibt ja beispielsweise auch grüne Tiere (Laubfrösche, Grashüpfer…), die trotz ihrer grünen Farbe nicht zu den Pflanzen gehören.
Forscherfragen:
Erstellt von unserer Lab Pilotin Monika
Naturkundemuseum Bayern
Botanisches Institut
Menzinger Str. 67
80638 München, Germany
BIOTOPIA Lab:
Phone: +49 (0)89 178 61-411
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Pressekontakt:
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